Text Volker Gustedt GrafikVideo Maksim Kabakou – stock.adobe.com

Wenn wir heute ganz selbstverständlich Strom nutzen, dann verdanken wir das hunderten von Tüftlern, Entdeckern, Wissenschaftlern und Unternehmern aus früheren Jahrhunderten. Ich habe hier bewusst kein * gesetzt, denn mit der Gleichberechtigung war es damals noch nicht so weit her. Wie wäre wohl die Geschichte verlaufen, wenn man(n) Frauen die Chance gegeben hätte, ebenfalls ihre Talente und ihr Wissen im Sinne des technischen Fortschritts einzubringen?

#Abspannmast

Sie stehen auffällig mächtig in der Landschaft. Abspannmasten werden gebraucht, wenn Stromleitungen in der Erde verschwinden oder ihre Richtung ändern. Sie müssen höhere Querkräfte tragen und sind deshalb stabiler gebaut als normale Freileitungsmasten.

Einer dieser männlichen Pioniere war Heinrich Hertz (1857 bis 1894), einer der berühmtesten deutschen Physiker. Leider starb er mit nur 36 Jahren nach einer Migräneattacke an Gefäßrheuma, sonst hätte er wahrscheinlich noch weitere bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Sein Meisterstück gelang ihm 1886, als er nicht nur die Existenz elektromagnetischer Wellen nachwies, sondern diese auch experimentell erzeugte. Und damit war der Grundstein gelegt für all die großartigen Erfindungen wie Telefon, Radio, Fernsehen, Computer und eben auch Stromnetze. Dank Heinrich Hertz wurde es möglich, Stimmen, Bilder, Texte und Elektronen wellenförmig über große Distanzen hinweg zu transportieren. Nach ihm wurde eine der zentralen Einheiten in der Elektrotechnik benannt: Hz = Hertz.

Mit Hz bezeichnet man in der Physik ein periodisch wiederkehrendes Ereignis, die Frequenz. Damit wird die Anzahl bestimmter Schwingungen oder Wellen in einer Sekunde beschrieben. Heinrich Hertz entdeckte als Erster, dass sich über elektromagnetische Wellen Informationen transportieren lassen, zum Beispiel Töne. Das war die Geburtsstunde der „Funktelegraphie“, des „Radios“ und letztlich auch der elektrischen Stromübertragung mittels schwingender Wellen. All diesen Anwendungen wurden bestimmte Frequenzbänder zugewiesen.

Eines der bekanntesten ist der UKW-Bereich bei Radiosendern, also der Ultrakurzwellenbereich. Deutschlandfunk zum Beispiel sendet in Berlin auf der Frequenz 97,7 Megahertz, also mit einer Frequenz von 97,7 Millionen Schwingungen pro Sekunde. Nur wenn man das Radio auf diese Frequenz einstellt, kann man das Programm in Berlin hören. Fährt man mit dem Auto Richtung Leipzig, fängt es irgendwann an zu knistern und man muss auf eine neue Frequenz wechseln.

So ähnlich ist es auch beim Wechselstrom, der sich am besten im Niederfrequenzband übertragen lässt. Allerdings möchte man natürlich nicht, dass man die elektrischen Geräte ständig auf eine neue Frequenz nachjustieren muss, sobald man von einem Stromnetzgebiet ins andere fährt. Das würde Chaos bedeuten. Es ist also praktischer, wenn alle auf der gleichen Frequenz Strom „senden“, bei uns in Europa eben auf der Frequenz 50 Hertz. Das sind 50 Schwingungen pro Sekunde.

Diese Norm sorgt dafür, dass der Strom wirklich immer und ohne Störungen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommt. Abweichungen von mehr als 0,2 Hertz nach oben oder unten deuten auf ein Über- oder Unterangebot von Strom im Netz hin und müssen durch Zuschalten von Kraftwerken oder Abschalten von Stromverbrauchsstellen ausgeglichen werden. Anderenfalls könnte das gesamte Stromsystem aus dem Takt geraten und zusammenbrechen.

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