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#StarkerOsten

Wann beginnt die Zukunft? Diese philosophisch-psychologische Frage kann man für den Osten Deutschlands ziemlich genau beantworten: in der Vergangenheit. Hier hat die Zukunft begonnen. Doch im Bewusstsein des seit fast 35 Jahren wiedervereinigten Deutschlands ist dieser Fakt noch nicht angekommen. Noch immer werden die Landstriche zwischen Kap Arkona im Nordosten und dem Erzgebirge im Südosten als eine Art Problemzone wahrgenommen, die in puncto wirtschaftlicher Leistungskraft und Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand rückständig sei. Und das, so die gängige Story, führe dann zu Frust bei den Menschen und Zuspruch für Parteien und Gruppierungen, die unsere freiheitlich-demokratische Grund-ordnung und das mühsame Austarieren von Interessen zugunsten autoritärer Herrschaftsmodelle am liebsten abschaffen wollen.

Nüchterne Zahlen sprechen inzwischen eine andere Sprache. Während die Wirtschaft in ganz Deutschland schwächelt, lagen 2023 ausgerechnet zwei ostdeutsche Bundesländer beim Wachstum des Bruttoinlandsproduktes ganz vorn: Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Klar, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – aber solche Zahlen deuten auf eine Trendwende hin. Wird der Osten zum Wachstumsmotor, weil es hier Flächen gibt für große Industrieansiedlungen, weil der Zugang zu Erneuerbaren Energien gewährleistet ist und weil das Leben für Menschen mit normalem Einkommen hier noch bezahlbar ist?

Die Antwort eines Übertragungsnetzbetreibers, der für eine sichere und zuverlässige Stromversorgung zuständig ist, lautet: Ja. Vieles spricht dafür. Wir sehen überall in unserem Netzgebiet Transformation und Aufbruch – ob in der Lausitz, im Mitteldeutschen Chemiedreieck oder an der Ostseeküste. Und davon wollen wir in dieser Ausgabe berichten: Wir haben mit Recruiterinnen gesprochen, die für die neuen Chipfabriken in Dresden und Magdeburg Fachkräfte anwerben. Wir haben innovative Unternehmen in Leuna besucht, die neue grüne chemische Grundstoffe entwickeln. Und wir haben den Oberbürgermeister von Cottbus/ Chóśebuz, Tobias Schick, um einen Gastbeitrag gebeten – er sagt: „Die Chancen für unsere Stadt waren noch nie so groß wie heute.“

Unsere Gesprächspartnerinnen und -partner bilden ein breites Spektrum ab. Aber eines sagen sie alle: Ohne die Hinwendung zum ökologischen Wirtschaften, ohne Weltoffenheit, ohne Einbindung in einen europäischen Wirtschaftsraum, ohne Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Lebenseinstellungen könnte sich der Traum vom ostdeutschen Wirtschaftswunder auch schnell wieder verflüchtigen. Dann wäre leider die Vergangenheit zugleich auch die Zukunft.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.

Ihr Stefan Kapferer
Vorsitzender der Geschäftsführung

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