Text Sebastian Rothe Fotos stock.adobe.com: Andreas Gruhl, industrieblick, Björn Wylezich, Porsche Newsroom Video ©iStockphoto.com/studio-fi

Dass die wirtschaftliche Entwicklung im Osten Deutschlands einmal positive Schlagzeilen macht, war lange undenkbar. Nun ist es soweit. Der Osten nutzt seine Potenziale. Die Transformation der Wirtschaft ist in vollem Gange. Wohin geht die Reise?

Von Kap Arkona auf Rügen bis runter nach Heldburg im südlichsten Thüringen, von der Stadt Geisa an der thüringisch-hessischen Grenze bis ins sächsische Neißeaue nahe Görlitz – abzüglich Hamburg ist das Netzgebiet von 50Hertz ostdeutsch. Die neuen oder, wie man jetzt sagt, „jungen“ Bundesländer sind die Heimat der meisten 50Hertz-Mitarbeitenden. Viele haben die bewegte Geschichte des „Standorts Ost“ miterlebt – angefangen von der kurzen Aufbruchsstimmung nach der Wiedervereinigung Deutschlands bis zur schnell einsetzenden Ernüchterung.

Lange prägten vor allem unerfüllte Versprechen die ostdeutsche Realität. Weder war die deutsche Fußballnationalmannschaft nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1990 – wie von Kaiser Franz Beckenbauer orakelt – auch dank der ostdeutschen Spieler-Kollegen „auf Jahre unschlagbar“ noch wurde aus dem Osten ein Ort „blühender Landschaften“, wie es Helmut Kohl im Wahlkampf 1990 versprach. Im ehemaligen Arbeiter-und- Bauern-Staat wurden gegenteilige Erfahrungen gemacht. Die Schließung volkseigener Betriebe sowie der Abbau von vorhandener Industrie und Arbeitsplätzen, der Verlust von Fachkräften und Jugend durch die Abwanderung nach Westen, die Tristesse schrumpfender Städte, an deren Rändern komplett erschlossene Gewerbefl ächen ohne sich ansiedelndes Gewerbe, „beleuchtete Wiesen“ statt „blühender Landschaften“ – lange war das das Bild, das man vom Osten hatte.

Fast 35 Jahre nach der Wende ergibt sich ein anderes Bild. Nicht nur Tesla in Grünheide und Intel bei Magdeburg beweisen: Sachsen-Anhalt, Brandenburg, aber auch Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern sind auf der Landkarte von Unter nehmen mit internationalem Rang angekommen.

Zwar haben beim Thema Wirtschaftskraft westdeutsche Metropolen nach wie vor die Nase vorn. Allerdings stehen angesichts der aktuellen Entwicklungen rund um die Metropolregion Berlin-Brandenburg, um Leipzig, Magdeburg oder Dresden die Chancen gut, dass auch hier ein Wandel stattfindet.

Für Bundeskanzler Olaf Scholz gehört der Osten mittlerweile zu den „attraktivsten Wirtschaftsregionen Europas“. Und Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie Bürgermeisterin Berlins, drückt es so aus: „Der Osten wird zum Magneten für Investitionen.“ Auch Carsten Schneider, Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, sieht wichtige Investitionen in die Zukunft, dank derer der Osten zum Vorreiter in Schlüsseltechnologien werden kann.

Energie auf mehreren Ebenen

Nach Jahren des Wachstums mit gedrosselter Geschwindigkeit scheinen in Ostdeutschland nun Zeiten angebrochen, die eine nachhaltige Wohlstandsentwicklung nach sich ziehen. Der Unterschied zu den leeren Versprechen von damals: Nach langem Brachliegen werden die vorhandenen Potenziale endlich genutzt – sei es die Bebauung von bisher ungenutzten Flächen, die gezielte Wirtschaftsförderung oder der umfassende Ausbau regenerativer Energien. Die „beleuchteten Wiesen“ gehören im Osten zunehmend der Vergangenheit an. Vielmehr sieht es danach aus, als könnte im Osten Deutschlands zusammenkommen, was zusammengehört. Mit dem Ineinandergreifen der Branchen, beispielsweise bei den Themen Elektromobilität und der Herstellung von Halbleiter-Chips, sowie der umfassenden grünen Transformation der ostdeutschen Wirtschaft stehen die Voraussetzungen gut, dass ein nachhaltiger Strukturwandel im Netzgebiet von 50Hertz funktionieren kann.

Damit dieser Wandel gelingt, braucht es Energie auf mehreren Ebenen – zum einen die Energiewende hin zu einer klimaneutralen Stromversorgung. Hier wurden bereits große Fortschritte gemacht. 50Hertz konnte 2023 so viel Strom aus Erneuerbaren Energien in das elektrische System integrieren wie nie zuvor. Der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch im Netzgebiet ist im vergangenen Jahr auf den Höchststand von 72 Prozent gestiegen. Zum anderen braucht es die positive Energie einer Willkommenskultur für dringend benötigte internationale Fachkräfte. Diese basiert zwingend auf einer gelebten Weltoffenheit und demokratischen Mehrheiten.

Auf den folgenden Seiten werfen wir einen Blick auf den Osten und seine Wirtschaft. Und klären die Frage, nach dem Status quo und wohin die Reise geht. Quo vadis, Wirtschaftsstandort Ost?

Über Leuchttürme

Mit ihren angekündigten Neuansiedlungen gehören die Chipproduzenten Intel in Magdeburg und TSMC in Dresden zu den derzeit größten Hoffnungsträgern der mitteldeutschen Wirtschaft. Aber auch Infineon, Bosch und andere Unternehmen wollen ihre Kapazitäten im Silicon Saxony in Sachsen ausbauen. An mitteldeutschen Standorten hofft man zudem auf weitere Arbeitsplätze durch Ansiedlungen der Zuliefererindustrie.

Wo Kräne stehen, wird investiert – wie hier in Dresden

Geht es um wirtschaftliche Entwicklungen, wird ganz gern das eigentlich maritime Bild vom Leuchtturm bemüht. Man kann gern diskutieren, ob das Bild nicht vielleicht schief ist. Denn nicht überall, wo sich Leuchtturm-Industrien niederlassen, herrscht finstere Dunkelheit oder braucht es Unternehmen, die den Weg in eine strahlende Zukunft weisen.

Unbestritten ist, dass die Ansiedlung von großen Unternehmen (sogenannten Global Playern), wie beispielsweise des Elektromobil-Pioniers Tesla in Grünheide südöstlich von Berlin, der Halbleiterkonzerne und der beiden Chiphersteller Intel im Gewerbegebiet Eulenberg bei Magdeburg und TSMC am Airportpark Dresden oder des chinesischen Batterieherstellers CATL am Erfurter Kreuz, eine positive Wirkung haben. So profitieren auch regionale Unternehmen von den neuen Leuchttürmen. Tesla etwa wirbt damit, sechs Prozent seines Einkaufs-Budgets in Brandenburg auszugeben. Außerdem setzen die Global Player die ostdeutschen Regionen auf die internationale Landkarte und wecken das Interesse weiterer international agierender Unternehmen. Ein schönes Beispiel solcher Nachfolgeinvestitionen ist das niederländische Unternehmen Sioux Technologies, das sich infolge der Intel-Ansiedlung in Magdeburg im benachbarten Barleben niedergelassen hat. Aber auch bestehende Unternehmen können profitieren. So arbeitet Sioux wiederum beispielsweise mit dem ebenfalls niederländischen Unternehmen ASML am Standort Berlin oder mit dem aus Jena stammenden Unternehmen Carl Zeiss zusammen – die ihrerseits im Rahmen der Produktion der Intel-Chips in Magdeburg tätig sein werden.

Auch der Wissenschafts- und Forschungsstandort Ost profitiert von der Ansiedlung der „Leuchttürme“: So soll laut Vereinbarungen zwischen Intel und der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität ein neuer Studiengang für Halbleiter- und Nanotechnologie entstehen. Im Kontext der Ansiedlung der taiwanesischen TSMC in Dresden verbringen 30 Studierende der Technischen Universität Dresden Auslandssemester in Taiwan, um die dortige Praxis in der Halbleiterfertigung besser kennenzulernen. Das alles soll dafür sorgen, dass für die Vielzahl neuer Arbeitsplätze auch kompetente Mitarbeitende verfügbar sind. Diese werden dringend gebraucht – bei globalen Playern ebenso wie bei den Zulieferunternehmen. Für jeden Job bei Intel entstehen weitere zehn in der Region – so die Prognose von Intel-Chef Pat Gelsinger.

#1

Grüne Transformation „Made in Ostdeutschland“

In den „jungen“ Bundesländern greifen mehrere Entwicklungen ineinander. Es entstehen neben neuen Arbeitsplätzen profitable – und vor allem grüne – Wertschöpfungsketten. In drei zentrale Richtungen sind dafür bereits wichtige Entwicklungen angestoßen worden.

Im Kreisverkehr der Mobilitätswende

Kaum ein anderes Thema steht für die Verkehrswende wie die Elektromobilität. Das Ziel: auf Basis klimaneutraler Energien Mobilität auch in Zukunft erhalten. Mit der Produktion von Elektrofahrzeugen aus Grünheide (Tesla), Leipzig (Porsche, BMW), Dresden (VW), Eisenach (Opel), Zwickau (VW), Berlin Spandau (hier baut BMW Elektroroller) oder Zwickau (VW) leistet die ostdeutsche Wirtschaft in dem Bereich einen großen Beitrag. Allerdings beschränkt dieser sich nicht allein auf die reine Fahrzeugproduktion.

Denn E-Mobility braucht Batterien. Und auch diese werden im Osten verstärkt hergestellt. Beispielsweise betreibt Mercedes-Benz in Kamenz eine Batteriezellfertigung. In Wittenberg erweitert die Stromspeicherfirma TESVOLT ihren Standort. 30 Millionen Euro werden investiert, um ein neues Produktions- und Logistikgebäude für Batteriespeicher zu bauen. Damit kann TESVOLT künftig bis zu 80.000 Speichersysteme pro Jahr herstellen. BASF hat am Standort Schwarzheide die deutschlandweit erste Produktionsstätte für hochleistungsfähiges Kathodenmaterial eröffnet, das für die Produktion von Lithium- Ionen-Batterien benötigt wird. Auch der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen wird in diese Richtung ausgebaut: Das Unternehmen AMG Lithium baut hier eine Anlage für die Veredelung von Lithiumhydroxid. 20.000 Tonnen Lithiumhydroxid in Batteriequalität sollen am Standort jährlich produziert werden – ausreichend für 500.000 Autos mit Elektroantrieb. Neben Batterien stehen die Chancen zudem nicht schlecht, dass auch die Halbleiterproduktion im Silicon Saxony und Magdeburg Teil der grünen Wertschöpfungskette der Verkehrswende wird. Immerhin brauchen Elektrofahrzeuge weit mehr Chips als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Bis zu 1.300 Chips sind heute in einem Elektrofahrzeug verbaut.

Wirtschaftlich ist die Verkehrswende in Ostdeutschland aber nicht nur auf Fortbewegungsmittel mit zwei bis vier Rädern reduziert. So hat die Deutsche Bahn den Standort Cottbus als „Zentrum für grüne Mobilität“ auserkoren und baut dort ein neues, modernes Bahninstandhaltungswerk. Verwendet wird dabei unter anderem klimafreundlich hergestellter Beton. Der Rohbau der ersten Halle besteht beispielsweise aus Fertigbauteilen der Firma Hentschke Bau aus Bautzen.

Alles greift ineinander: Elektrofahrzeuge, Halbleiter-Chips und Batterien

Klimafreundlich produzierter Beton für Deutsche Bahn-Standort Cottbus:
Zum Video (deutschebahn.com)

Wandel energieintensiver Industrien

Apropos Betonindustrie: Energieintensiven Industrien kommt eine zentrale Rolle bei der grünen Transformation zu. Sei es bei der Stahl-, der Mineraloder der chemischen Industrie – bei der Produktion von Stahl, Zement, Glas, Papier oder chemischen Fasern ist viel Energieeinsatz gefragt. Und es ist einiges in Bewegung – verbunden mit ehrgeizigen Zielen. So hat BASF es sich zur Aufgabe gemacht, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Auch am Standort Schwarzheide soll ab diesem Zeitpunkt ausschließlich klimaneutral produziert werden.

Das Unternehmen ArcelorMittal hat sich für die weltweite Produktion von Stahl ein ähnliches Ziel gesetzt und hat unter anderem am Standort Eisenhüttenstadt den notwendigen Technologiewechsel bereits angestoßen. Die kohle- und koksbasierte Stahlerzeugung über Hochöfen und Konverter soll durch Direktreduktionsanlagen und drei Elektrolichtbogenöfen in einem ersten Schritt eine CO2-arme Produktion ermöglichen. Perspektivisch sollen diese mit grünem Wasserstoff und Erneuerbarer Energie betrieben werden, um eine klimaneutrale Produktion zu ermöglichen.

Auch in Unterwellenborn im Stahlwerk Thüringen hat man sich in Sachen Transformation aufgemacht. Der Anteil an Erneuerbaren Energien beim Produktionsprozess mit Elektrolichtbogenofen beträgt bereits 60 Prozent. Die Nachfrage nach so produziertem grünen Stahl ist nach eigener Auskunft groß und macht einmal mehr das Ineinandergreifen der Transformationsprozesse deutlich. Denn Hauptabnehmer für diesen Stahl sind Bahnindustrie und Energiewirtschaft – letztere für den Bau von Offshore-Windparks.

#2

Grüner Stahl in Eisenhüttenstadt

Statt mit Kohle will ArcelorMittal den Stahl in Eisenhüttenstadt künftig klimaneutral produzieren. Die Fördergelder für den Umbau hatte Bundeswirtschaftsminister Habeck schon zugesagt - nun gibt es auch grünes Licht aus Brüssel.

Brüssel genehmigt Fördergelder für Umstellung auf „Grünen Stahl“ | rbb24

#3

Energiewende im Zentrum der Transformation

Mittendrin in diesem Kreislauf nachhaltiger Wertschöpfung steht aus gutem Grund die Energiewirtschaft. Sie trägt als Branche entscheidend durch die Umsetzung der Energiewende zum Erhalt von Wohlstand und zur notwendigen grünen Transformation der Industrie bei. Dem Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie dem der Übertragungsnetze kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Sie sind die Voraussetzungen für das Gelingen der Verkehrswende ebenso wie für die Elektrifizierung der bislang auf Nutzung fossiler Energieträger basierenden Industrien. Auch als Jobmotor ist die Energiewende im Osten von hoher Relevanz. Beim Ausbau der Erneuerbaren sind in den neuen Bundesländern Stand 2021 über 85.000 Beschäftigte beteiligt. Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt, wo jeder 40. Arbeitsplatz in diesem Zusammenhang steht.

Nirgendwo sonst wird die Energiewende in Ostdeutschland so deutlich wie an diesen zwei sehr unterschiedlichen Orten: in Lubmin in Mecklenburg- Vorpommern, östlich von Greifswald, und in der Kohleregion der sächsisch-brandenburgischen Lausitz. In Lubmin hat man in Sachen Energiewende bereits mehrere Wechsel vollzogen. Bis 1990 war hier das größte Kernkraftwerk der DDR in Betrieb. Und hier erreicht die Nord-Stream-Pipeline das deutsche Festland. Über die Pipeline wurde von Mitte 2011 bis Mitte 2022 russisches Erdgas nach Deutschland transportiert. Heute entsteht in Lubmin ein wichtiges Drehkreuz für Erneuerbare Energien. Zum einen werden dort bereits mehrere Offshore-Windparks an das deutsche Übertragungsnetz angeschlossen. Zum anderen sind dort mehrere Wasserstoff-Projekte im Bau. Übrigens ist die Produktion von grünem Wasserstoff auch an weiteren Standorten in Mecklenburg- Vorpommern Thema – unter anderem in Güstrow oder im Rostocker Ortsteil Suckow.

Auch in der Lausitz ist der Strukturwechsel in vollem Gange. Hier, im Lausitzer Braunkohlerevier, wo teilweise bereits seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts Braunkohle gefördert wird, will die LEAG Deutschlands auf dem Gebiet des Tagebaus größtes Zentrum für Erneuerbare Energien aufbauen. Mit einer Leistung von sieben Gigawatt sollen rechnerisch vier Millionen Haushalte sicher mit ökologischem Strom versorgt werden.

Im Fokus: Strukturwandel in der Lausitz:

Die Energiewende ist eine Zeitenwende für uns alle. Millionen Haushalte, die Industrie und das öffentliche Leben benötigen klimaneutrale Möglichkeiten der Strom- und Wärmeversorgung – jederzeit, flexibel und wettbewerbsfähig. Diese Energie denken wir neu, mit einem klaren Bekenntnis zum Wandel und einer nachhaltigen Zukunft.

GigawattFactory | LEAG.de

Erneuerbare Energien

Ein Standortfaktor für sich

Es gibt verschiedene Gründe dafür, wo und warum sich Unternehmen ansiedeln oder dauerhaft bleiben. Ausreichend Arbeitskräfte, Flächen für den unternehmerischen Platzbedarf, eine ausgebaute Verkehrs- und digitale Infrastruktur sowie eine zuverlässige Versorgung mit bezahlbarer Energie sind die wesentlichen Faktoren für die Wahl eines Standorts. Da es in den neuen Bundesländern lange an Investitionen vieler Art fehlte, stehen Flächen – im Vergleich zu anderen Bundesländern wie beispielsweise dem dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen – weitestgehend ausreichend zur Verfügung. Die 400 Hektar für den Bau der Intel-Werke nahe der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt Magdeburg wären in Düsseldorf womöglich schwerer zu bekommen gewesen.

Daneben bietet der Osten vor allem eines: Erneuerbare Energien, die ein zentraler Erfolgsfaktor für das ostdeutsche Wirtschaftswachstum werden könnten. So wird nach einer Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft beim Thema der regionalen Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energien auch in den Branchen Fahrzeugbau, Grundstoffindustrie und Maschinen- und Anlagenbau Ostdeutschland gegenüber West- und Süddeutschland bevorzugt. Für Tesla-Chef Elon Musk soll die Nähe zu Windparks ein entscheidendes Argument für die Ansiedlung in Brandenburg gewesen sein. Auch für Chiphersteller Intel war die Verfügbarkeit von preiswerter grüner Energie bei der Wahl des Standorts wichtig. Diesen Preisvorteil haben die Erneuerbaren: Denn in Perioden mit einem hohen Aufkommen an Strom aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen sinken die Preise an der Strombörse erheblich. Zudem sind die Betriebskosten dieser Anlagen sehr gering.

Industriestrompreise können damit dauerhaft und unabhängig von Preissteigerungen bei fossilen Energieträgern auf einem wettbewerbsfähigen Niveau bleiben. Politisch sind die Zielsetzungen in Sachen grüner Energie zudem klar formuliert: Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Dies stellt vor allem Unternehmen aus energieintensiven Branchen der Grundstoffindustrie, wie der Chemie-, Metall- und Mineralindustrie, vor große Herausforderungen. Und verändert laut Studienergebnissen des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit des Helmholtz-Zentrums Potsdam die Geografie der industriellen Produktion. Eine Umfrage mit über 300 Entscheiderinnen und Entscheidern der 50 größten Chemie- und Stahlunternehmen weltweit schafft entsprechend Klarheit: Die Verfügbarkeit erneuerbarer Energiequellen ist ein wichtiger Treiber für künftige Investitionsentscheidungen.

Gerade bei der energieintensiven Industrie kommt mit der Elektrifizierung der Produktionsprozesse einer sicheren Versorgung mit grüner Energie eine zentrale Rolle zu – sei es direkt oder in Form von grünem Wasserstoff. Der Strombedarf wird im Netzgebiet von 50Hertz bis 2030 um bis zu 30 bis 40 Terawattstunden steigen. Der Osten hat sich dabei gut aufgestellt und ist beim Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromproduktion führend. Der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch im 50Hertz-Netzgebiet ist im vergangenen Jahr auf den Höchststand von 72 Prozent gestiegen. Damit nehmen die neuen Bundesländer auch hier einen Spitzenplatz ein und bieten in Sachen Wirtschaft gute Argumente für sich.

Beim Ausbau der Erneuerbaren sind in den neuen Bundesländern Stand 2021 über

85.000

Beschäftigte beteiligt.

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